Brasília – ein Pilotplan der Moderne und seine Umnutzung
Abstract zur künstlerisch-theoretischen Masterarbeit, 2010, Art in Context, UdK, Berlin
BELVEDER, 2010, Foto Installation, Größe variabel
Brasília wurde 1957 in die brasilianische Savanne hineingezeichnet. Als Exempel der städtebaulichen Moderne basiert die am Reißbrett entstandene Stadt auf dem Koordinatensystem einer Rasterstruktur und auf einem effizienten Straßensystem.
Ausgangspunkt meiner Arbeit ist die Auseinandersetzung mit verschiedenen Perspektiven meiner Wahrnehmung der Stadt meiner Kindheit – vor Ort, erinnert oder über Google Earth. Begleitet von einer historischen Kontextualisierung Brasílias reflektiert die Untersuchung, was der Pilotplan vorgibt, anbietet oder ausschließt.
Das Rasterprinzip der Autostadt wird von EinwohnerInnen und PendlerInnen Brasílias mitunter umgenutzt. Dies sieht man am deutlichsten an Trampelpfaden, die die großen ornamentalen Rasenflächen von Brasílias Monumentalachse durchziehen und zeigen, dass die rasterförmige Infrastruktur für einige als nicht nutzbar empfunden und als ein rein geometrisches Muster von FußgängerInnen aufgebrochen wird; durch die neuen Verbindungswege wird es zum Netz. Die zeitgenössische Stadtnutzung kehrt zu einer organischen Netz-Form zurück, wodurch die Modellstadt in Teilen umfunktioniert und angeeignet wird.
Das Gehen spricht in einer Stadt für AutobesitzerInnen sozialökonomische Aspekte des Stadtraumes an. Die soziale Segregation, die kolonialen Strukturen entspringt, setzt sich stadträumlich fort und hinterlässt sichtbare Trampel-Spuren als Index für die organische Umnutzung des geometrischen Pilotplanes.
Silvia Marzall
Abstract zur künstlerisch-theoretischen Masterarbeit, 2010, Art in Context, UdK, Berlin
ÜBER BLICK, Zeichnung Installation: 325 x 27 cm, 2010
ÜBER BLICK, Installations Detail: 325 x 27 cm, 2010
BELVEDER, Foto Installation: Größe varialel, 2010